Samstag, 25. Februar 2017

Spiritualität und Schamanismus in Psychotherapie und Beratung

Das Wesen Spiritualität, dieser Lebenshaltung, wird oft genug missverstanden, weil Spiritualität  mit vielen aus der Esoterik kommenden Angebot bzw. mit einem persönlichen Selbstfindungs-/ Selbstentwicklungsprozess gleichgesetzt und/oder verwechselt wird.  Die Spiritualität hat als Lebensweg zunehmend mit der Beschäftigung des Westens mit den fernöstlichen Religionen, insbesondere Buddhismus und Hinduismus, bei uns Fuß gefasst. In diesen Religionen bzw. Lebensphilosophien ist die spirituelle Entwicklung auf „Erleuchtung“ (=Buddhaschaft) ausgerichtet.  Ähnliche Hinweise finden wir auch in der christlichen Glaubenslehre, worauf ich unten noch eingehen werde.
Vieles, was heute im energetisch-esoterischen Bereich angeboten wird, kann(!) die spirituelle Entwicklung unterstützen, je nach Seriosität des Angebots, ist aber nicht mit Spiritualität zu verwechseln, nicht einmal mit spiritueller Ausrichtung.  In der spirituellen Entwicklung geht es letztendlich um Auflösung des Ego. Auflösung heißt, sich von allen Anhaftungen zu befreien: Alle Wünsche, Sorgen, Sehnsüchte, Ängste, usw., alle „Ismen“, die aus unserem Mangel- und Unzufriedenheitsbewusstsein gespeist werden. Und deshalb sind viele der energetisch-esoterischen Angebote weit entfernt von einer spirituellen Ausrichtung, denn sie zielen ja darauf ab, wie du Techniken erlernen kannst, oder wie du dein Energie-System so balancieren kannst, damit du noch erfolgreicher / reicher / "glücklicher"etc wirst. Das meine ich keinesfalls wertend, weder be- noch abwertend.  Diese Techniken haben ihre Berechtigung, v.a. wenn sie wirken! Wie alle mind-controll-Techniken. Visualisations- und life-creation – Techniken, auch alle Techniken, die Energieblockaden lösen, zu mehr Ausgeglichenheit führen, unterstützend bei der Befreiung von alten Mustern wirken. Natürlich haben unsere Gedanken eine Macht – und es ist besser positiv als negativ ausgerichtet zu sein. In dem Wozu erkennt man die innere Ausrichtung. Der spirituell ausgerichtete Mensch meditiert, um sich von den Gedanken-Emotionskonstrukt zu befreien. Meditation ist ein wesentlicher Bestandteil in dem sehr disziplinierten Prozess in Richtung Erwachen. Die meisten Menschen meditieren, um mehr innere Ruhe und Ausgeglichenheit zu finden, als Gegengewicht zu unserer Leistungskultur. Oder machen Übungen, um noch mehr Positives(Reichtum , glück, Erfolg, Gesundheit, ..) in ihr Leben zu ziehen.  Mir muss klar sein, solange ich mich und mein In-Frieden-Sein von Materie, Emotionen und Erwartungen bzw. Vorstellungen abhängig mache, bin ich nicht in einer spirituellen Ausrichtung. Und Vorsicht! Manche Menschen glauben und überzeugen sich selbst, wenn sie aus der Not eine Tugend machen, dann sind sie schon halb erleuchtet.  „Meine Armut unterstütz mich darin, mich in Verzicht zu üben“  - Jemand, der nichts hat, kann sich nicht in Verzicht üben. Spiritualität ist eher wie ein Paralleluniversum der Innenwelt.
In der christlichen Religion finden wir einige Hinweise für einen „Erleuchtungsweg“, wie z.B. der Spruch: „eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr als dass ein Reicher in den Himmel kommt“.  Für mich ist der „Himmel“ ein Leben ohne Anhaftungen, ohne Leiden aufgrund des Mangelbewusstseins. Wenn du ganz und wirklich in Frieden bist. Hier passt der Ausdruck Glückseligkeit.


Wie verhält sich nun diese Ausrichtung auf spirituelle Entfaltung  zu den Anforderungen einer Psychotherapie, insbesondere als Krankenbehandlung? In der Psychotherapie  als Krankenbehandlung geht es wenig bis gar nicht um Auflösung des Ego bzw. der „Persönlichkeit“. Ganz im Gegenteil ist aufgrund des psychischen Ungleichgewichtes viel eher eine Stärkung der gesunden Persönlichkeitsstrukturen Not-wendig.  Oft müssen diese Menschen die Welt zuerst einmal ergreifen, sich aneignen, in Besitz nehmen mit all ihrem Wesen, bevor sie „loslassen“ können. Denn Menschen mit psychischen Erkrankungen haben viel zu wenig Beziehung zu sich und zu Welt. Das kann ebenfalls als eine Form von mangelnder Anhaftung gewertet werden, aber auf eine sehr ungesunde Art und Weise.
Andererseits kann das Hinlenken der Gedanken zu Möglichkeit, nicht alles so wichtig zu nehmen, bis ein sich der Krankheit stellen und in Frieden kommen eine durchaus sinnvolle und entlastende Intervention sein.
Jemanden mit Schizophrenie werden wir jedenfalls nicht sagen, dass sein Ich eigentlich gar nicht existiert. Doch vielleicht kann derselbe Mensch klein bei klein lernen , sich etwas von seinem Gedanken-Gefühlskonstrukt zu distanzieren, ein bisschen Beobachter zu werden und bestenfalls so etwas wie innere Stille und Ruhe zu erleben. Es ist durchaus möglich und hilfreich, mit psychisch Kranken meditative Übungen zu machen, die sie mehr in den Körper, mehr in die Wirklichkeit bringen. Yoga, Taiji, Feldenkrais, Mantren singen, und Sinnesschulungen sind hilfreiche und  strukturierende Techniken - ob Menschen "nur" an Panikattacken und Ängsten oder an Schizophrenie leiden. 
Bei der Integration verschiedener Techniken und Methoden v.a. aus dem energetisch-esoterischen Bereich sollte immer unbedingt auf folgendes geachtet werden: Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen, insbesondere Psychosen, Paranoia, manisch-depressive Krankheit, sollte man in ihrem Wahn und in ihren geistigen Irrwegen nicht mit falschen Inputs noch mehr destabilisieren. So sind Z.B. Phantasiereisen eher ein no-go. Nochmals - diese Ausführungen gelten hauptsächlich für die Psychotherapie als Krankenbehandlung.

Ich kann in meinem Leben immer über einen Anteil von mir stolpern , der Lebens- und Entwicklungs- blockierend ist – das hat nichts mit Krankheit zu tun, sondern gehört zu den Teilen unserer Persönlichkeit, unseres Ich, der sich aufgrund von schmerzhaften Erfahrungen, zumeist in der Kindheit gebildet hat. Auch systemisch ungelöste Konflikte früherer Generationen beeinflussen unser Leben. Davon ist jeder Mensch betroffen. Es gibt zunehmend Menschen, die sich mit diesen Anteilen auseinandersetzen wollen und den darin abgespeicherten Schmerz, Konflikt etc . lösen wollen – sich befreien und entfalten wollen. (Selbstfindung, Selbstentwicklung, ...) Für diese Menschen und ihren therapeutischen Prozess kann man neben klassisch therapeutischen Interventionen sowohl schamanische als auch energetische/esoterische Techniken integrieren, und bei entsprechender Offenheit natürlich auch in Richtung spiritueller Entwicklung  arbeiten.In der Psychotherapie als Persönlichkeitsentwicklung, als Ressourcenklärung, in der Paartherapie, etc. und in Beratungssettings hängt es vom Auftrag durch den Klienten/die Klientin  ab, ob Spiritualität überhaupt ein Thema ist. Wir müssen uns davor hüten, jemanden zu missionieren!!! Wir dürfen aber alle Techniken, so weit legal, nutzen, um den Auftrag im Sinne des Klienten / der Klientin zu erfüllen. Dazu gehört auch die Anwendung von verschiedenen energetisch-esoterischen Methoden und Techniken, die beim therapeutischen Prozess unterstützen können und eine Bereicherung in der Beratung darstellen. 
Meine Aufgabe als Therapeutin/Beraterin ist, herauszufinden, wo mein auch mental und psychisch gesundes Gegenüber steht, welche Haltung er/sie zu wesentlichen Themen hat, und dort abzuholen. Und nur weil ich möglicherweise etwas als Blödsinn, Unfug, etc. bewerte, gibt mir noch nicht das Recht, meine Meinung dem Gegenüber aufzudrängen – außer er/sie befindet sich außerhalb der Rechtsordnung. Es gibt z.B. immer mehr Menschen, für die es ein Teil ihrer Wirklichkeit ist, dass sich Situationen aus dem Vorleben auf dieses Leben auswirken, und sie wollen daran arbeiten. Das kann natürlich nur funktionieren, wenn "Vorleben" und "Wiedergeburt" auch für mic als Psychotherapeutin eine Realität darstellt. Und manchmal braucht es viel Gespür und gemeinsam hinschauen, hinterfragen, Zeit zum Erfassen, um Menschen von fest gefahrenen Meinungen und Verhaltensweisen, die offensichtlich ihrem Leben eher schaden als nutzen, abzubringen.

Nun noch ein paar Gedanken zu Schamanismus: Schamanismus als sehr alte und traditionelle Form der (Seelen-)Heilung bietet interessante methodische Ansätze, um Heilvorgänge im Sinne der Psychotherapie zu provozieren, allerdings sollten sie nur bei Menschen angewendet, die man grundsätzlich als gesund bis wenig beeinträchtigt bezeichnen würde. Wie ZB Menschen, die aufgrund eines Life Events in einer Lebenskrise stecken, mit oder ohne depressive oder ängstliche Reaktion. Das sind Menschen, die grundsätzlich eine stabile mentale und emotionale Struktur haben (gefestigte Persönlichkeit). So kann das Bewusstsein von der Existenz eines Krafttieres und der Visualisation desselben den Menschen stärkend unterstützen. Auch hier gilt wie schon oben ausgeführt: Menschen mit Psychosen, Paranoia, MDK sollten man auf keine schamanische Reise schicken, und auch als Schamane sollte man aufpassen, wenn man ihnen sagt, dass man Seelenanteile für sie zurückgeholt hat. Da Menschen mit diesen psychischen Erkrankungen schon in einer Realitätsentfremdung und Selbstentfremdung leben, sollte man alles unterlassen, was diesen inneren Zustand noch verstärkt.

 Selbstredend ist, dass wohl nur TherapeutInnen und BeraterInnen, die selbst spirituell ausgerichtet sind und die eine Offenheit für andere Methoden und Techniken haben, und diese auch gut und v.a. durch Selbsterfahrung kennengelernt haben, diese im therapeutischen Prozess und in der Arbeit mit ihren KlientInnen auch anwenden.

Es ist dazu ein Workshop als Fortbildung für TherapeutInnen, PsychologInnen und facheinschlägige Berufe geplant. In diesem Workshop werden sowohl die innere Haltung der spirituellen Ausrichtung als auch ein Grundverständnis für schamanisches Arbeiten vermittelt. Wir werden deren Techniken und Methoden kennen lernen und ausprobieren und ihre Anwendbarkeit sowohl in Psychotherapie als auch in Beratung diskutieren.




viel Leben & Freude wünscht

Elisabeth Tsapekis


erhältst du wertvolle Tipps und leicht umsetzbare Übungsanleitungen für eine erfüllte Lebensgestaltung
www.psychohygiene.at

Ich freue mich auf deine Meinung und Rückmeldung

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