Samstag, 11. Juli 2015

Neubeginn - Teil 2

Neubeginn heißt immer auch Altes loslassen.
Das Loslassen ist die erste große Leistung, die zu vollbringen ist – ohne loslassen, kein Neubeginn. Und loslassen macht Angst: selbst wenn das Gewohnte belastend, negativ, zerstörend ist – mit dem Gewohnten hat sich der Mensch arrangiert, die Leidensbereitschaft und -fähigkeit sind dementsprechend angepasst, und es gibt ja immer auch „gute Gründe“, warum Mensch in dem Gewohnten verharrt: zumeist ein unreflektiertes und nicht  adäquates Sicherheitsdenken. Argumente, die da zu hören sind: sie/er war ja am Anfang der Beziehung ganz anders – vielleicht wird sie/er wieder so. Da bin ich zumindest nicht einsam. Wir haben so viel gemeinsam aufgebaut und das alles soll ich jetzt verlassen. Da hab ich zumindest mein sicheres Einkommen, und wer weiß, ob ich wieder einen Job finde, und dann dort so viel verdiene. Da sind zumindest die KollegInnen nett. So schlimm ist der Straßenlärm ja nicht – daran werde ich mich schon gewöhnen. Wenn die Kinder groß sind. Und wenn es schief geht?
Und sich auf neue Wege zu begeben, sich dem Unbekannten zuzuwenden, macht Angst: Denn im Neuen werden mir viele Situationen begegnen, die ich nicht voraussehen kann. Werde ich damit umgehen können? Werde ich sie meistern? Aushalten?
Daher ist der Schritt zum Neubeginn die zweite große Leistung der Angstüberwindung.
Wer wagt, gewinnt – das stimmt ja nicht immer. Denn wer wagt, kann auch verlieren: Doch was ist da zu verlieren? Jedenfalls Geld und materiellen Besitz, schlimmstenfalls das Leben, wenn ich mich auf etwas sehr Gewagtes einlasse. Andererseits sollte sich Mensch schon ungeschönt fragen, welchen Preis er wirklich zahlt für das Ausharren in einer Situation, die ihn unglücklich, unzufrieden macht, wo Angst und körperliche Symptome schon tägliche Begleiter sind.
 Und was kann Mensch gewinnen:  Abgesehen von Erfahrung, das Gefühl von Erfülltheit, weil er sich über seine meist unbewusste Opferhaltung erhebt und seinem Herzen folgt. Weil er sich selbst treu bleibt und seine Eigenmacht erlebt – die Mächtigkeit des selbstgestalteten Lebens. Weil er spürt,dass er sich selbst und seinem Wert gerecht wird.
„Loslassen“ ist ein vielbemühter Begriff, doch die Hürde der Ängste zu bewältigen ist eine immense Herausforderung für das „Gewohnheitswesen“ Mensch.


EliTsa

www.psychohygiene.at



1 Kommentar:

  1. Interessante Denkanstöße zur Betrachtung.
    Besser soll es werden. Tag für Tag. Verglichen mit dem Alten.
    Los-lassen. Neu-beginnen,
    orientieren an dem, was MIR WIRKLICH WIRKLICH wichtig und wert ist für mein Leben.
    Doch: Was ist mir wichtig und wert?
    Ich orientiere mich dabei an meinen Bedürfnissen.
    Tag für Tag. Voll und prall gefüllt sollen sie sein.

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